Streitkultur entwickeln
Streitkultur entwickeln - Debattieren will gelernt sein
Schulwettbewerb im Debattieren kürt Teilnehmer für den Regionalwettbewerb
Politische Debatten im Parlament sind für Schüler oft schwer nachvollziehbar. Doch nicht nur dort tritt diese Form des Meinungsaustausches auf, sondern überall, wo man berät, weil eine wichtige Entscheidung ansteht. In einer Demokratie sollte jeder Bürger debattieren können. Es muss gelernt sein, klar zu sagen, worum es geht und beide Seiten einer Frage aufzuzeigen und abzuwiegen. Für jeden Zuhörer erweist sich eine Debatte als Zugewinn an Informationen und Entscheidungshilfe. Nur so steigt die Chance für eine kluge Entscheidung.
In der Debatte kommt es darauf an, einen Standpunkt überzeugend vertreten zu können, Gründe für diesen zu nennen und ihn gegen Einwände zu verteidigen. Dafür gibt es eine klare Strukturvorgabe: Vier Gesprächsteilnehmer (je zweimal Pro bzw. Kontra) erhalten in der Eröffnungsrunde die Möglichkeit, Thema, Positionierung und Argumente dafür aufzuzeigen. Anschließend Die Schlussrunde dient dann der neuerlichen Positionierung der Rede – im Lichte der geführten Debatte. Eine Debatte verlangt auch, auf jede Situation sprachlich, inhaltlich und argumentativ) flexibel zu reagieren. So muss auf den Vorredner Bezug genommen werden, ohne die eigene Position aus dem Blick zu verlieren. Gerade in der freien Aussprache gilt es, zunächst anzuknüpfen, dies dann zu kommentieren und eine Schlussfolgerung abzuleiten. Beim Debattieren wird die politische Aussage nicht bewertet. Gefordert wird, dass sich der Redner der Auseinandersetzung stellt und die Regeln dieser Debatte beachtet.
Dies muss natürlich trainiert werden. Verschiedene Arbeitstechniken stehen dazu zur Verfügung. Gerade das aktive Zuhören und überzeugende Argumentieren stehen im Vordergrund. Die sachlich intensive Vorbereitung muss jeder im Selbststudium absolvieren, bekommt aber Rüstzeug in die Hand, wie das Suchfenster, den Fragefächer oder den Begriffsbaum.
Nachdem in den einzelnen Klassen Wettstreite zu den unterschiedlichsten Themen angeboten und jede teilnehmende Klasse ihre Teilnehmer ermittelt hatte, stellten sich nun ausgewählte Schüler des Herder-Gymnasiums aus den Klassenstufen 8 bis 11 der Herausforderung des Schulwettbewerbs. Entsprechend der Altersgruppe setzten sich die Schüler im Vorfeld individuell mit verschiedenen Themen auseinander. Dabei ging es für die Klassen 8 und 9 darum, ob das Freischwimmerabzeichen eine Bedingung für den Erhalt eines Schulabschlusses werden sollte sowie die Bedeutung sozialen Engagements an der Schule. Teilnehmer der Oberstufe diskutierten die Frage nach Selbstentscheidung Sechzehnjähriger bzgl. Körpermodifikationen und ob nur noch fair produzierte Lebensmittel angebaut und verkauft werden sollen. Diese Themen sowie die jeweilige Position (Pro / Kontra) wurden zum Wettbewerb ausgelost. Nach kurzer Besprechung mit dem Gesprächspartner starteten die einzelnen Gruppen. Besonderes Augenmerk richtete die Jury entsprechend der Hertie-Stiftung auf die Sachkenntnis, das Ausdrucksvermögen, die Gesprächsfähigkeit sowie die Überzeugungskraft.
Die parallel durchgeführten Debatten der entsprechenden Klassenstufen ermittelten jeweils den besten Debattanten, die dann in die Finaldebatte einzogen.
Nach knapp fünf Stunden und interessanten sowie sehr niveauvollen Debatten, die von intensiver Vorbereitung und großem Engagement zeugten, standen die Sieger dieses Schulwettbewerbes fest: In der Altersgruppe I setzten sich Lena Dittberner und Maximilian Schärf aus der Klassenstufe 9 durch, während der Zehntklässler Lukas Kunde und Tim Rödiger aus der Klasse 11 in der Altersstufe II besonders überzeugten. Die jeweils Drittplatzierten werden ihre Mitstreiter bei der Vorbereitung der nächsten Stufe des Debattierens unterstützen und sie im Bedarfsfall vertreten.
Als Sieger des Schulwettbewerbs nehmen o.g. Schüler nun am regionalen Wettstreit, der in diesem Jahr digital durchgeführt werden wird, teil.
Kirsten Arnold, Organisatorin des Wettbewerbs am Herder-Gymnasium, bekräftigte, dass es zum Teil sehr enge Entscheidungen gewesen seien und manchmal nur ein einziger Redebeitrag den Ausschlag gegeben habe. Ihr Dank galt ebenfalls den Juroren, die kritisch und fair einschätzten. Auch aus ihren Reihen werden zwei Vertreter beim Regionalausscheid mitwirken. Und gerade deshalb wird sie aus diesem Kreis weitere Schüler als Zuhörer und für die Regional-Jury als Anerkennung ihrer Leistung sowie ihres Engagements delegieren.
Im Sinne des deutschen Philosophen Gadamers soll die Tradition des Debattierens am Herder-Gymnasium auch zukünftig fortgesetzt und Wettbewerbe im Klassenverbund sowie auf Schulebene durchgeführt werden: „Nur wenn wir uns der möglichen Gegensicht aussetzen, haben wir Chancen, über die Enge unserer eigenen Voreingenommenheiten hinauszugelangen.“
Damit leistet die Fähigkeit des Debattierens mehr als nur einen Beitrag zur schulischen Reife.
[Heike Roeder]
(Öffentlichkeitsarbeit am Herder-Gymnasium)
Bild: Die Teilnehmer des Schulwettbewerbs Jugend debattiert aus den Klassen 8 bis 11 sowie Schülerjuroren