Lesung am Herder-Gymnasium begeisterte

Lesung am Herder-Gymnasium begeisterte über den Roman Niemanns Kinder hinaus

Der Erfurter Autor René Müller-Ferchland las vor Gymnasiasten und gab einen Einblick in sein schriftstellerisches Schaffen

Er verriet, in der Grundschule Schwierigkeiten beim Lesen sowie Schreiben gehabt und recht spät den Weg zum Buch gefunden zu haben. Heute plädiert er für das Lesen, bevorzugt die moderne und Alltagssprache und hat für sein Schreiben den fiktiven Roman mit Bezug zu historischen Ereignissen entdeckt. Er, das ist der 38-jährige, in Magdeburg gebürtige und in Erfurt lebende René Müller-Ferchland, der seinen zweiten veröffentlichten Roman in der Aula des Herder-Gymnasiums vorstellte. Seit einem Jahr als freischaffender Schriftsteller tätig, liegt es ihm am Herzen, junge Menschen am Schreibprozess eines Romans teilhaben zu lassen. Dazu führt er z.B. in Schulen Workshops durch, liest aus seinen Romanen und stellt sich den Fragen seines Publikums. Wie in der Wiedigsburg. 

Buchlesung

Die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 11 tauchten ein in die Suche der sechzehnjährigen Martha nach ihrem Vater, fußend auf dessen Tagebucheinträge, die er kurz nach der Geburt seiner Tochter zu verfassen begonnen hatte. Dabei offenbarten sich nicht nur eine Dreiecksbeziehung, sondern auch Traumata der Elterngeneration sowie gesellschaftliche Vorurteile. Wie problematisch es für Betroffene ist, die Erfahrungen der Vergangenheit zu verarbeiten, stellte Müller-Ferchland anhand seiner Romanfiguren vor. Und gerade auch zu diesen, zur Namensgebung, der Gestaltung und Entwicklung von Charakteren, aber auch zur Recherche bzgl. des Backgrounds der Geschichte stellten die Zuhörer zahlreiche Fragen. So erfuhren sie auch, welche Rolle Familie, Freunde und Verlagsberater mit Blick auf die erste Kritik spielen, dass sein Schreibprozess bis zum endgültigen Manuskript ca. zwei Jahre umfasst und das erste literarische Produkt des Schriftstellers ein Liebesgedicht war, welches er mit dreizehn Jahren verfasste. Lyrik spielt heute genau wie die vormals journalistische Tätigkeit keine Rolle mehr. Ob Müller-Ferchland etwas dagegen hätte, wenn eines seiner Bücher verfilmt würde, verneinte er, würde aber gern die Umsetzung mit besprechen – wie das auch bei der Covergestaltung verlagsabhängig möglich ist. Wer weiß, ein dritter Roman ist derzeit beendet und mehrere Ideen für weitere füllen bereits die Pinnwand, Notizbücher und Skizzenblätter.

Die jeweils 90 Minuten Lesung boten eine praxisnahe Ergänzung zum Kursunterricht und die Chance, einen Einblick in die künstlerische Arbeit eines Schriftstellers zu erhalten, unterstützt durch den Friedrich-Bödecker-Kreis für Thüringen e.V. und gefördert durch die Thüringer Kulturstiftung des Freistaates Thüringen.

[Heike Roeder]