Es muss nicht immer England sein!

Fünf Tage Englisch satt – Es muss nicht immer England sein!

Herder-Gymnasiasten im Sprachcamp bei Berlin 

Im Rahmen des bilingualen Schulkonzeptes lernen die Herder-Gymnasiasten in der Klassenstufe 9 während einer projektorientiert ausgerichteten Woche in verschiedenen Fächern zweisprachig. In der zehnten Klasse nehmen sie dann an einer Sprachreise nach England teil. Soweit die Theorie. Pandemiebedingt konnte dieses Ansinnen in den letzten beiden Jahren nicht umgesetzt werden. Zeit für die Fachkonferenz Sprachen am Herder, sich nach einer Alternative umzusehen, die dem Anspruch des Sprachlernens in einem entsprechenden kulturellen Umfeld sowie in Gastfamilien, wie es immer der Fall war, umzusetzen. Die Idee Uwe Lumms, Sprachcamps zu nutzen, die sich in Deutschland befinden, fand schnell Zustimmung, musste aber auch den Anforderungen Rechnung tragen können. Angebote des Camps bei Grünau wurden geprüft, Bausteine ausgewählt, eigene Überlegungen eingebracht. 
Was herauskam war ein Novum für die Herder-Gymnasiasten der Klassenstufe 10, welches sie im Nachhinein als eine wirklich ansprechende Möglichkeit und nicht als ein Ersatz ansehen, wie die fast 100 Teilnehmer und Teilnehmerinnen einhellig bekräftigten.          
Die Gründe dafür liegen für alle Beteiligten klar auf der Hand: „Learning by Doing“ lautet der Grundbaustein. Die geschulten jungen Betreuer und Lehrkräfte, z.T. Muttersprachler, sorgten für ein „englisches feeling“. Im Camp wird auf Englisch gelebt. Dazu hatten die Schülerinnen und Schüler die Chance, sich interessenorientiert in Projekte einzuwählen und so das Sprachtypische des entsprechenden Bereiches kennenzulernen. Lebendig wurden so zum Beispiel Film, Theater und Unternehmensmanagement.

Sprachcamp Berlin 2022

Ganz schnell bemerkten die begleitenden Lehrkräfte Fortschritte. Jason Pascal spricht von „Englisch rund um die Uhr“.  Ihre Schüler redeten fließend Englisch, „rund um die Uhr“, wie es der Zehntklässler Jason Pascal selbst formulierte. Auch in der Freizeit, wo viele beim Smalltalk außerhalb der Workshops mit den Muttersprachlern aus England, Australien und den USA ihre Hemmschwelle zum Reden überwinden konnten und so „sehr viel Alltagsenglisch gelernt haben“, wie Felix es mit Stolz verkündet.           
Am letzten Tag stellten die Jugendlichen die Ergebnisse ihrer Projekte vor. Zur Präsentation kamen zum Beispiel einstudierte Theaterstücke, die spaßige Unterhaltung boten. Bei selbstgedrehten Filmen von der Lovestory bis zum Horrorfilm zeigten die Jugendlichen ihre technischen Fähigkeiten. Als Einstimmung in die spätere Arbeitswelt stellten einige Schüler ihr selbst kreiertes Start Up-Unternehmen vor. Dabei wurden verschiedenste Bereiche bedient, von Hochschule über Therapiehunde bis zu legalen Drogen.

Auch gemeinsame sportliche Aktivitäten trugen dazu bei, die passenden Vokabeln quasi „easy peasy“ aufzunehmen, sich der Sprache nah zu fühlen und durch den ständigen sprachlichen Kontakt auch die eigene Aussprache zu entwickeln. Bogenschießen, Klettern und Rudern - für die  Zehntklässler war es eine Mischung aus Klassenfahrt und Sprachcamp, um den Teamgeist der Klassen zu stärken sowie nochmals Kraft für die letzten Schulwochen zu tanken.

Ein Ausflug in die Innenstadt von Berlin gemeinsam mit den Muttersprachlern bezeichnen die Teilnehmer als Highlight. Dort erfuhren die Jugendlichen in englischsprachigen Stadtführungen etwas über die Geschichte der Stadt und erlebten Streetart in Berlin durch einen echten Künstler der Szene.

Die Bilanz der Woche aus Schülersicht lautet: „Wir finden die Idee des Sprachcamps sehr gut, die Trainer ermutigten uns schnell zum Reden und wir haben sie zu unserer Überraschung sehr gut verstanden.“ –Nicole und Arnold sind sicher, für alle zu sprechen.    
Lumm und seine Englischkollegen sind zudem davon überzeugt, dass das Camp zugleich eine hervorragende Möglichkeit zur Auffrischung sei und der Bestärkung bzgl. der Englischkenntnisse diene, da es die individuellen „Skills“ verbessere – eine sehr gute Vorbereitung auf die im Juni anstehende Besondere Leistungsfeststellung. 

Bei der Abschlussveranstaltung erklärte Mr Kellaway, Chef des Sprachcampunternehmens, dass sie sich auch Nachhaltigkeit für die Natur als Ziel gestellt haben. Für jeden teilnehmenden Schüler werden fünf Bäume gepflanzt. 

Mit einem tollen Gefühl, ein Camp als idealen Ort kennengelernt zu haben, an dem man die Sprache „by the way“ beherrschen lerne, traten die Herder-Gymnasiasten den Heimweg an. Es wird wohl nicht das einzige Mal gewesen sein, das Sprachlevel auf diese Art und Weise zu erhöhen. Fazit: Man muss nicht unbedingt ins Ausland fahren, um sein Englisch zu verbessern - innovativer Methoden und engagierter Fachleute sei Dank.

[Heike Roeder]